Russisches
Kaiserreich
ist
neben
Kaiserreich
Russland
der
in
der
Geschichtswissenschaft
gebräuchliche
Name
für
das
Russische
Reich
im
Zeitraum
von
1721
bis
1917.
Die
offizielle
Staatsbezeichnung
ist
russisch
(Все-)Росси́йская
импе́рия,
Transkription:
(Wse-)Rossijskaja
imperija,
wörtlich:
„(All-
)Russisches
Imperium“.
Ebenso
finden
die
Bezeichnungen
Russisches
Zarenreich
und
zaristisches
Russland
zuweilen
Verwendung,
obgleich
Zar
Peter
der Große den Zarentitel 1721 durch den des Kaisers ersetzt hatte.
Zur
Zeit
seiner
größten
Ausdehnung
Mitte
des
19.
Jahrhunderts
stellte
das
Territorium
des
Russischen
Kaiserreichs
das
drittgrößte
Reich
der
Weltgeschichte
(nach
dem
Britischen
Weltreich
und
dem
Mongolischen
Reich)
beziehungsweise
das
größte
zusammenhängende
neuzeitliche
Reich
dar.
Infolge der Februarrevolution 1917 ging das Kaiserreich unter.
Geographie
Ausdehnung
Seine
größte
Ausdehnung
erlangte
das
Reich
zwischen
1742
und
1867
(mit
der
Einverleibung
des
Gebiets
der
heutigen
Staaten
Estland,
Lettland,
Litauen
im
Baltikum,
Finnlands,
eines
großen
Teils
Polens,
von
Landstrichen
im
Nordosten
der
Türkei
sowie
Alaska)
und
war
damit
(nach
dem
Mongolischen Reich) der größte zusammenhängende Staat bzw. Herrschaftsraum der Geschichte.
Das
Reich
grenzte
1917
an
zehn
Nachbarstaaten:
Norwegen,
Schweden,
das
Deutsche
Reich,
Österreich-Ungarn,
Rumänien,
das
Osmanische
Reich,
Persien,
Afghanistan,
China
sowie
an
das
japanische
Korea.
Es
grenzte
ferner
an
die
Ostsee,
das
Schwarze
Meer,
das
Kaspische
Meer,
den
Pazifischen
Ozean, das Ochotskische Meer, das Beringmeer, die Ostsibirische See, die Laptewsee, die Karasee, die Barentssee sowie an das Weiße Meer.
Das
Territorium
Russlands
umfasste
zuletzt
mit
rund
22,7
Millionen
Quadratkilometern
fast
ein
Sechstel
des
Festlandes
der
Erde.
In
West-Ost-Richtung
erstreckte
es
sich
vom
Schwarzen
Meer
und
der
Ostsee
bis
zum
Pazifischen
Ozean
über
fast
10.000
Kilometer.
Von
Norden
nach
Süden
hatte
es
eine
Ausdehnung von fast 5000 Kilometern.
Territorien
Zusätzlich
zu
dem
Gebiet
der
heutigen
Russischen
Föderation[8]
umfasste
das
Reich
in
Europa
die
Ostseegouvernements
Estland,
Livland
und
Kurland,
Kongresspolen, Litauen, den größten Teil der Ukraine, Belarus, Moldau und Finnland (als Großfürstentum Finnland).
In
Asien
südlich
des
Kaukasus
gehörten
das
heutige
Armenien,
Aserbaidschan
und
Georgien
zum
Reich.
Ebenfalls
umfasste
das
Gebiet
die
Provinzen
Ardahan,
Artvin,
Iğdır
und
Kars
der
heutigen
Türkei.
In
Zentralasien
gehörten
das
Generalgouvernement
Turkestan
und
die
Vasallenstaaten
Emirat
Buchara
und
Khanat
Chiwa
zum
russischen
Staat.
Sie
umfassten
das
Territorium
der
modernen
Staaten
Kasachstan,
Kirgisistan,
Tadschikistan,
Turkmenistan
und
Usbekistan.
Bis
1867
wurde
Alaska
als
russische
Kolonie
angesehen.
Von
1797
bis
1818
(mit
Unterbrechung
von
1807
bis
1813)
gehörte die Herrschaft Jever als Exklave zu Russland.
Bevölkerung
Das
Russische
Kaiserreich
erbte
den
Charakter
als
Vielvölkerreich
vom
Zarentum
Russland
und
baute
ihn
im
Verlauf
seiner
196-jährigen
Existenz
noch
weiter
aus.
Das
staatstragende
Volk
waren
die
Russen
(„Großrussen“),
wobei
auch
Ukrainer
(„Kleinrussen“)
und
Belarussen
als integraler Bestandteil eines dreieinigen russischen Volkes angesehen wurden.
Aus
früheren
Zeiten
beinhaltete
das
Reich
eine
Vielzahl
kleinerer
finno-ugrischer
und
sibirischer
Stämme
sowie
turkstämmige
Tataren,
Tschuwaschen
und
Baschkiren.
Durch
den
Erwerb
der
Ostseeprovinzen
kamen
Anfang
des
18.
Jahrhunderts
neben
baltischen
Völkern
auch
ein
bedeutender
deutschbaltischer
Bevölkerungsteil
hinzu,
der
im
Folgenden
eine
beachtliche
Rolle
in
der
russischen
Politik
und
Gesellschaft spielte.
Durch
die
Mitte
des
18.
Jahrhunderts
eingesetzte
Expansion
nach
Zentralasien
kamen
kasachische
Nomaden
und
durch
die
Teilungen
Polens
eine
erhebliche
polnische
und
jüdische
Bevölkerung
hinzu.
Bis
1917
lebten
etwa
zwei
Drittel
aller
Juden
der
Welt
im
Russischen
Kaiserreich, die überwiegende Mehrheit unter ihnen im sogenannten Ansiedlungsrayon.
Im
russischen
Großfürstentum
Finnland
gehörten
Finnen
und
Schweden
zu
den
Untertanen
der
Romanows.
Weitere
Expansionen
Russlands
machten kaukasische und diverse zentralasiatische Völker zu Untertanen der russischen Krone. Gemäß der ersten gesamtrussischen Volkszählung von 1897 machten Großrussen nur noch etwa
49 % der Gesamtbevölkerung des Reiches aus.
Diese Volkszählung kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert ergab eine Bevölkerungszahl von 125.640.021 Menschen. Finnland, Buchara und Chiwa blieben hierbei außer Betracht.
Geschichte
Zar Peter I. als Kaiser (seit 1721)
Die
Geschichte
des
Russischen
Kaiserreiches
beginnt
im
Jahr
1721
mit
dem
Sieg
im
Großen
Nordischen
Krieg
über
die
Großmacht
Schweden
und
dem
Aufstieg
zur
europäischen
Großmacht.
Zur
Unterstreichung
des
neuen
Status
im
europäischen
Machtgefüge
ließ
Peter
I.,
seit
1682
Zar
und
Großfürst
von
Russland,
das
Russische
Zarentum
in
„Russisches
Kaiserreich“
umbenennen
und
änderte
den
Monarchentitel
offiziell
von
Zar
in
Kaiser
(Император,
Imperator).
Dies
entsprach
zugleich
einer
Orientierung
am
westeuropäischen
Vorbild,
die
Peter
auch
in
seinen
innenpolitischen Reformen durchsetzte.
Aufgrund
jenes
Rechtsakts
von
1721
durch
den
allrussischen
Kaiser
(imperator
wserossijskij)[10]
Peter
den
Großen
änderte
sich
die
offizielle
Bezeichnung
des
russischen
Reiches:
Der
Terminus
imperija
(„Imperium“)
löste
den
bislang
benutzten
Begriff
zarstwo
(„Reich“,
wörtlich
„Zartum“)
ab.
Im
amtlichen
Sprachgebrauch
ersetzte
die
bis
dahin
nur
gelegentlich
verwendete
hellenisierte
Form
Rossija
nun
endgültig
sowohl das Wort Rus als auch den Zweitnamen Moskowien.
Die
Proklamation
Peters
I.
zum
Kaiser
erregte
in
der
europäischen
Öffentlichkeit
großes
Aufsehen
und
wurde
von
den
Regierungen
der
meisten
Staaten als Provokation empfunden. Es war schwer für die russische Diplomatie, die internationale Anerkennung der neuen Herrschertitulatur zu erreichen.
Katharina I. und Peter II. (1725 bis 1730)
Nach
dem
Tod
Peters
1725
folgte
ihm
seine
Frau
Katharina
I.
auf
den
Thron.
Sie
stand
unter
dem
Einfluss
von
Alexander
Danilowitsch
Menschikow,
dem
sie
die
Regierungsgeschäfte
praktisch
uneingeschränkt
überließ.
Doch
schon
zwei
Jahre
nach
ihrem
Regierungsantritt
starb
Katharina.
Ihr
Nachfolger
wurde
der
Enkel
Peters
des
Großen,
Peter
II.,
der
Menschikow
schon
bald
entmachtete
und
seinen
Hof
nach
Moskau
verlegte.
Doch
auch
Peter
starb
schon
bald
nach
seinem
Regierungsantritt
an
den
Pocken,
ohne
einen
Erben
zu
hinterlassen.
Nach
seinem
Tod
wurde
der Hof erneut nach St. Petersburg verlegt.
Anna (1730 bis 1740)
Kaiserin
wurde
nun
eine
Halbnichte
von
Peter
dem
Großen,
Anna
Iwanowna.
Sie
bremste
viele
Reformen
Peters
des
Großen,
die
zu
diesem
Zeitpunkt
noch
wirksam
waren.
Das
Geld
wurde
der
Förderung
von
Bildung
und
anderen
Unternehmungen
entzogen
und
für
aufwändige
und
verschwenderische
Hofzeremonien
ausgegeben.
Zu
den
militärischen
Ereignissen
ihrer
Regierungszeit
zählte
der
Feldzug
von
Burkhard
Christoph
von
Münnich
gegen
das
Krimchanat,
der
diesen
lange
gefährlichen
Feind
Russlands
wesentlich
schwächte.
Unter
Anna
gewannen
viele
Deutsche
einen
erheblichen
Einfluss
im
russischen
Staat,
darunter
Ernst
Johann
von
Biron
und
Heinrich
Johann
Ostermann.
Ihre
repressiven
Herrschaftsmethoden
wurden
bald
sehr
unpopulär
und
führten im Jahr 1741 zu einem Staatsstreich, bei dem die Tochter Peters des Großen Elisabeth Petrowna Kaiserin wurde.
Elisabeth (1741 bis 1762)
Die
Regierungszeit
von
Elisabeth
war
das
Gegenteil
des
Herrschaftsmodells
von
Anna.
Hohe
Staatsämter
wurden
wieder
an
Russen
vergeben,
Modernisierung
und
Weiterentwicklung
des
Landes
wurden
wieder
angestoßen.
Beispielsweise
unterstützte
Elisabeth
Michail
Lomonossow
bei
der
Gründung
der
Moskauer
Staatsuniversität.
Elisabeth
Petrowna
erließ
einige
sehr
liberale
Gesetze,
unter
anderem
wurde
in
Russland
die
Todesstrafe
abgeschafft
und
während
ihrer
Regierungszeit
kein
einziges
Mal
vollzogen.
Elisabeth,
die
sich
stark
auf
den
Adel
stützte,
förderte
die
Künste
und
die
Architektur,
auf
ihre
Initiative
wurden
das
Winterpalais
von
Sankt
Petersburg,
der
Katharinenpalast
und
viele
andere
bekannte
Bauwerke
errichtet.
St.
Petersburg,
auch
das
Venedig
des
Nordens
genannt,
stieg
endgültig
zu
einer
bedeutenden
Metropole
auf.
Im
Siebenjährigen
Krieg
eroberte
die
russische
Armee
weite
Teile
Preußens,
darunter
auch
Berlin.
Der
Tod
von
Elisabeth
1762,
bekannt
als
das
Mirakel
des
Hauses
Brandenburg,
wendete
die
totale
Niederlage
Preußens
ab.
Der
preußenfreundliche
Neffe
(sein
Vater
war
der
Herzog
von
Schleswig-
Holstein-Gottorp) von Elisabeth, Peter III., gab Preußen alle eroberten Gebiete zurück.
Katharina II. (1762 bis 1796)
Aus
der
allgemeinen
Unzufriedenheit
mit
der
Politik
Peters
III.
entstand
eine
Verschwörung,
im
Zuge
derer
seine
Ehefrau
Katharina
II.
(„die
Große“)
an
die
Macht
kam.
Auch
sie
setzte
den
Modernisierungskurs
ihrer
Vorgängerin
fort.
Zusammen
mit
ihrem
Favoriten
Grigori
Potjomkin
entwarf
sie
eine
kühne
Vision,
das
sogenannte
„Griechische
Projekt“.
Es
sah
vor,
die
Macht
des
Osmanischen
Reiches
auf
dem
Balkan
zu
brechen
und
ein
zusammenhängendes
orthodoxes
Reich
von
der
Ägäis
bis
nach
Russland
zu
erschaffen.
Die
Meerengen
sowie
Konstantinopel
sollten
unter
die
Kontrolle
Russlands
fallen.
Eine
Reihe
von
Kriegen
gegen
das
Osmanische
Reich
brachte
dieses
Ziel
tatsächlich
näher,
auch
wenn
es
nie
vollständig
realisiert
wurde.
Weite
Teile
Südrusslands
und
der
Südukraine
kamen
zum
Russischen
Reich.
In
den
neuen
Landstrichen,
die
unter
dem
Namen
Neurussland
zusammengefasst
waren,
wurden
zahlreiche
neue
Städte
wie
Sewastopol,
Odessa
oder
Jekaterinoslaw
gegründet.
Katharina
besaß
eine
große
Macht
in
Polen
und
übte
großen
Einfluss
auf
dessen
Entscheidungen
und
Thronverhältnisse
aus.
Schließlich
beschloss
sie
zusammen
mit
Preußen
und
Österreich
die
Teilungen
Polens,
bei
denen
sich
Russland
große
Gebiete sicherte.
Im
Inland
war
sie
1773
mit
einem
massiven
Bauern-
und
Kosakenaufstand
(Pugatschow-Aufstand)
konfrontiert.
Er
resultierte
aus
den
verschärften
Regelungen
für
die
Leibeigenschaft.
Katharina
konnte
den
Aufstand
blutig
niederschlagen,
doch
weite
Teile
des
südlichen
Wolga-
und
Uralgebietes
blieben
noch
lange
von
dem
bürgerkriegsähnlichen
Aufstand
verwüstet.
Zum
Wiederaufbau
und
zur
Wiederbesiedlung
dieser
Landstriche
wurden
viele
Deutsche
als
Siedler
nach
Russland
eingeladen.
Katharina
beseitigte
außerdem
die
Autonomie
der
ukrainischen
Kosaken
und
gab
ihnen
stattdessen
Ländereien
im
Kuban-Gebiet.
Die
französische
Revolution
von
1789
hat
sie
endgültig
von
den
liberalen
Ideen
abgestoßen,
denen
sie
in
der
Anfangszeit
ihrer
Herrschaft noch anhing.
Bis 1812 wurden Finnland, Georgien und Bessarabien russisch.
Die entwickelte Autokratie (1796 bis 1855)
Paul I. (1796 bis 1801)
Nach
Katharinas
Tod
am
17.
November
1796
folgte
ihr
Sohn
Paul
I.
(1796–1801),
der
laut
seinen
Gegnern
durch
eine
verkehrte
Erziehung
ein
misstrauischer,
launenhafter
Tyrann
geworden
war.
Anfangs
erließ
er
einige
wohltätige
Verordnungen
zugunsten
der
Leibeigenen
und
Altgläubigen.
Wichtig
ist
auch
das
von
ihm
1797
erlassene
Familiengesetz.
Es
bestimmte
für
die
Thronfolge
das
Recht
der
Erstgeburt
in
direkt
absteigender
Linie
und
dabei
den
Vorrang
der
männlichen
Nachkommen
vor
den
weiblichen
als
Staatsgrundgesetz.
Ein
anderes
Gesetz
trennte
einen
Teil
der
Kronbauern
als
Eigentum
der
kaiserlichen
Familie
unter
dem
Namen
Apanagebauern
ab.
Aus
Misstrauen
gegen
die
revolutionären
Ideen
der
Französischen
Revolution
verbot
Paul
aber
den
Besuch
ausländischer
Lehranstalten
und
Universitäten,
führte
eine
verschärfte
Zensur
und
strenge
Aufsicht
über
alle
im
Reich
lebenden
Ausländer
und
fremden
Reisenden
ein
und
bestrafte jede freie Meinungsäußerung mit launischer Willkür.
An
den
Koalitionskriegen
gegen
Frankreich
nahm
er
erst
teil,
als
die
aus
Malta
vertriebenen
Ritter
des
Malteserordens
ihn
im
Oktober
1798
zum
Großmeister
des
Malteserordens
gewählt
und
seine
Hilfe
gegen
Frankreich
angerufen
hatten.
Im
zweiten
Koalitionskrieg
stellte
er
Hilfstruppen
unter
General
Hermann
für
die
von
den
Briten
beabsichtigte
Landung
in
den
Niederlanden,
für
den Krieg in Süddeutschland (unter General Rimski-Korsakow) und in Italien (unter Suworow). Sogar Sultan Selim III. schickte er eine Flotte mit 4000 Soldaten nach Konstantinopel zu Hilfe.
Die
glänzendsten
Erfolge
erzielte
Suworow
in
Italien,
wo
er
im
Verein
mit
den
Österreichern
durch
die
Siege
bei
Cassano
d’Adda
(27.
April
1799),
an
der
Trebbia
(17.–19.
Juni)
und
bei
Novi
Ligure
(15.
August)
die
Franzosen
aus
dem
Pogebiet
vertrieb.
Als
er
dann
auf
seinem
berühmten
Marsch
über
den
Gotthardpass
in
die
Schweiz
vordrang,
um
sich
mit
Rimski-Korsakow
zu
vereinigen,
war
dieser
kurz
zuvor
(26.
September)
bei
Zürich
geschlagen
worden,
und
Suworow
musste
sich
über
den
Panixerpass
nach
Graubünden
wenden,
von
wo
er
nach
Russland
zurückkehrte. Auch die Landung in den Niederlanden endete mit einer Kapitulation (19. Oktober). Kaiser Paul schrieb diese Misserfolge der Unfähigkeit der verbündeten Befehlshaber zu.
Verärgert
durch
die
britische
Besetzung
Maltas
am
15.
September
und
die
Niederlagen,
sagte
er
sich
von
der
Koalition
los
und
schloss
nach
dem
Muster
des
von
Katharina
II.
veranlassten
Neutralitätsvertrags
vom
26.
Februar
1780
zur
Beschränkung
der
britischen
Seemacht
im
Dezember
1800
die
Zweite
bewaffnete
Neutralität
mit
Schweden,
Dänemark
und
Preußen.
Das
Vereinigte
Königreich
von
Großbritannien
und
Irland
antwortete
sofort
mit
einem
Angriff
auf
Kopenhagen.
Paul
plante
daraufhin
ein
Bündnis
mit
Frankreich
und
eine
Invasion
des
britischen
Indiens; noch ehe es jedoch zu Feindseligkeiten zwischen Großbritannien und Russland kam, wurde Paul am 24. März 1801 von einigen Adligen ermordet.
Alexander I. (1801 bis 1825)
Sein
23-jähriger
Sohn
Alexander
I.
(1801–1825)
entsagte
sofort
in
einem
Vertrag
mit
Großbritannien
der
bewaffneten
Neutralität,
um
sich
den
Werken
des
Friedens
widmen
zu
können.
Nach
rousseauschen
Grundsätzen
erzogen,
schwärmte
er
für
humane
Ideale,
ohne
jedoch
seine
unbeschränkte
Herrschergewalt,
auf
die
er
nicht
verzichtete,
mit
Energie
und
Ausdauer
für
deren
Verwirklichung
anzuwenden.
An
Stelle
der
von
Peter
I.
begründeten
Kollegien
errichtete
er
acht
Ministerien
(1802),
schuf
für
die
Prüfung
und
Beratung
aller
neuen
Gesetze
und
Maßregeln
der
Regierung
den
Staatsrat
(1810,
auch
Reichsrat
genannt),
suchte
die
Finanzen
zu
regeln
und
legte
zur
Verminderung
der
Heereskosten
Militärkolonien
an.
Die
Leibeigenschaft
hob
er
in
den
baltischen
Provinzen
auf
und
milderte
sie
in
Russland
selbst.
Die
Zahl
der
Gymnasien
und
Volksschulen
wurde
beträchtlich
vermehrt,
Universitäten (in Kasan und Charkow) wurden neu errichtet oder (in Dorpat und Vilnius) reorganisiert.
Bald
erkannte
er,
dass
seine
friedliche,
ja
freundschaftliche
Haltung
zu
Frankreich
von
Napoleon
nur
benutzt
wurde,
um
in
Mitteleuropa
nach
Willkür
schalten
zu
können.
1805
trat
er
der
dritten
Koalition
gegen
Frankreich
bei.
Doch
wurde
das
russische
Heer
unter
Kutusow,
das
sich
in
Mähren
mit
den
Österreichern
vereinigte,
am
2.
Dezember
1805
bei
Austerlitz
geschlagen
und
musste
infolge
des
Waffenstillstandes
zwischen
Frankreich
und
Österreich das österreichische Gebiet räumen.
Seinem
Freundschaftsbündnis
mit
Friedrich
Wilhelm
III.
getreu,
kam
Alexander
1806
Preußen
zu
Hilfe,
als
dessen
Heerestrümmer
nach
der
Schlacht
bei
Jena
und
Auerstedt
über
die
Oder
zurückgedrängt
waren
(vierte
Koalition).
Die
Russen
lieferten
den
Franzosen
in
Polen
die
unentschiedenen
Gefechte
von
Czarnowo
(23.–24.
Dezember),
Schlacht
von
Pultusk
und
Golymin
(26.
Dezember
1806),
in
Preußen
die
mörderische,
aber
nicht
entscheidende
Schlacht
bei
Preußisch
Eylau
(7.–8.
Februar
1807),
wurden
aber
nach
einem
längeren
Waffenstillstand
am
10.
Juni
bei
Heilsberg und am 14. Juni bei Friedland (Ostpreußen) geschlagen.
Bei
einer
persönlichen
Zusammenkunft
mit
Alexander
am
25.
Juni
gelang
es
Napoleon,
den
Zaren
völlig
für
sich
zu
gewinnen.
Alexander
schloss
am
7.
Juli
mit
Napoleon
den
Frieden
von
Tilsit.
Dabei
ließ
er
Preußen
völlig
im
Stich.
Er
bereicherte
sich
sogar
auf
dessen
Kosten
am
Grenzdistrikt
Białystok.
In
einem
geheimen
Bundesvertrag
teilten
sie
sich
die
Herrschaft
über
Europa.
Genaueres
wurde
bei
einer
zweiten
Zusammenkunft
in
Erfurt
(Erfurter
Fürstenkongress,
September
bis
Oktober
1808)
bestimmt.
Russland
überließ
Napoleon
die
Herrschaft
über
Deutschland,
Spanien und Portugal und trat der Kontinentalsperre gegen Großbritannien bei. Dafür durfte Russland Schweden und die Türkei erobern.
Schon
Anfang
1808
hatte
Russland
Schweden
den
Krieg
erklärt
und
ein
Heer
in
Finnland
einrücken
lassen,
das
in
kurzer
Zeit
erobert
wurde;
1809
gingen
russische
Truppen
über
das
Eis
des
Bottnischen
Meerbusens,
besetzten
die
Ålandinseln
und
die
gegenüberliegende
schwedische
Küste.
Karl
XIII.
von
Schweden
musste
den
Frieden
von
Frederikshamn
schließen
(17.
September
1809) und ganz Finnland bis zum Fluss Tornea und die Ålandinseln an Russland abtreten.
Das
zweite
Opfer
des
Tilsiter
Bündnisses
war
die
Türkei.
Von
Napoleon
provoziert,
begann
sie
am
30.
Dezember
1806
den
achten
russisch-türkischen
Krieg
(1806–1812).
Die
Russen
drangen
in
die
Donaufürstentümer
ein,
siegten
im
September
1810
bei
Batin
an
der
Donau
und
im
Oktober
1811
bei
Rustschuk
über
die
Türken
und
erzwangen
den
Frieden
von
Bukarest
(28.
Mai
1812),
durch
welchen
der
Pruth
zur
Grenze
zwischen
den
beiden
Reichen
bestimmt
wurde.
Ein
Krieg
mit
Persien
wurde
gleichzeitig
durch
Abtretung
eines
Länderstreifens
am
Westufer
des
Kaspischen
Meers mit Baku beendet.
Kaum
waren
diese
Kriege
beendet,
musste
die
russische
Donauarmee
unter
Admiral
Tschitschagow
in
den
Krieg
mit
Frankreich
1812
eingreifen.
Ursache
des
Krieges
war
der
Übermut
Napoleons,
der
Russland
als
Bündnispartner
nicht
mehr
zu
brauchen
glaubte
und
allein
in
Europa
herrschen
wollte.
Er
vergrößerte
1809
das
Herzogtum
Warschau
um
Westgalizien,
beraubte
Herzog
Peter
Friedrich
Ludwig
von
Oldenburg,
einen
nahen
Verwandten
des
russischen
Kaiserhauses,
willkürlich
seines
Landes
und
forderte
eine
Verschärfung
der
Kontinentalsperre,
lehnte
aber die von Russland verlangte Räumung Preußens ab.
Am
12./24.
Juni
1812
überschritt
Napoleon
mit
seiner
Grande
Armée
von
612.000
Mann
die
russische
Grenze.
Die
Russen
waren
zahlenmäßig
weit
unterlegen.
Trotzdem
besiegten
sie
Napoleon,
indem
sie
eine
offene
Feldschlacht
vermieden,
sich
in
die
Weiten
des
Russischen
Reiches
(schon
damals
der
territorial
größte
Staat)
zurückzogen
und
den
Feind
durch
Kleinkrieg
ermüdeten.
Der
linke
Flügel
der
Franzosen
unter
Jacques
MacDonald,
dem
das
preußische
Hilfskorps
beigegeben
war,
rückte
in
die
baltischen
Provinzen
ein;
der
rechte
unter
Karl
Philipp
Fürst
zu
Schwarzenberg
drang
in
Wolhynien
vor.
Die
Hauptarmee
unter
Napoleon
selbst
schlug
die
Richtung
nach
Moskau
ein,
erreichte
am
28.
Juni
Vilnius,
am
28.
Juli
Wizebsk
und
stieß
erst
Mitte
August
bei
Smolensk
auf
die
116.000
Mann
starke
russische
Westarmee
unter
Barclay
de
Tolly.
Diese
leistete
Widerstand,
wurde
aber
am
17.
August
geschlagen.
Die
Russen
deckten
den
weiteren
Rückzug
durch
die
Gefechte
bei
Walutina
Gora
(19.
August),
Dorogobusch
(26.
August),
Wjasma
(29.
August)
und
Gschatsk
(heute
Gagarin,
1.
September).
Nachdem
Michail
Kutusow
den
Oberbefehl
übernommen
hatte,
wagten
sie
am
7.
September
noch
einmal
die
Schlacht
von
Borodino.
Zwar
mussten
sie
nach
einem
hartnäckigen
und
furchtbar
blutigen
Kampf
ihre
Stellung
räumen
und
Moskau
preisgeben,
in
das
Napoleon
am
14.
September
einzog;
aber
das
französische
Heer
war
nicht
nur
auf
100.000
Mann
zusammengeschmolzen,
sondern
auch
erschöpft
und
kriegsmüde,
und
statt
durch
den
Besitz
Moskaus
den
Frieden
erzwingen
zu
können,
fand
Napoleon
die
Stadt
von
fast
allen
Einwohnern
verlassen
und
der
Vernichtung
geweiht;
denn
am
Abend
des
15.
September
begann
der
angeblich
auf
Befehl
des
Gouverneurs
Rostoptschin
gelegte
Brand
in
Moskau
(er
selbst
hat
diese
Version
später
zurückgewiesen),
der
in
sechstägigem
Wüten
fast die ganze Stadt in Asche legte und die Franzosen der Mittel des Unterhalts beraubte.
Napoleon
konnte
nun
nicht
in
Moskau
überwintern,
und
nachdem
seine
Friedensanträge
von
Alexander
erst
hingehalten,
dann
zurückgewiesen
worden
waren,
trat
er
am
18.
Oktober
den
Rückzug
an.
Er
wandte
sich
zuerst
gegen
Kaluga,
um
in
den
noch
unberührten
südlichen
Landstrichen
Winterquartiere
zu
finden,
wurde
aber
bei
Malojaroslawez
am
24.
Oktober
von
Kutusow
nach
dem
Norden
zurückgeworfen
und
musste
nun
durch
völlig
ausgesogene
Gegenden
seinen
Rückzug
nach
Smolensk
fortsetzen,
wobei
seine
Nachhut
fortwährend
von
Kosaken
umschwärmt
und angegriffen wurde. Durch den Mangel an Lebensmitteln und die früh eingetretene Kälte litt die Armee fürchterlich und war schon in Auflösung, als sie am 9. November Smolensk erreichte.
Der
weitere
Rückzug
wurde
dadurch
gefährdet,
dass
die
russische
Südarmee
unter
Tschitschagow
nach
Zurückdrängung
Schwarzenbergs
und
die
Nordarmee
unter
Wittgenstein,
welche
den
Vormarsch
der
Franzosen
in
die
Ostseeprovinzen
nicht
hatte
hindern
können
und
zweimal
ohne
Erfolg
bei
Polozk
gekämpft
hatte
(17.–18.
August
und
18.–19.
Oktober),
sich
nun
auf
der
Rückzugslinie
Napoleons
vereinigen
konnten.
Mit
Mühe,
unter
Aufbietung
der
letzten
Kräfte,
erzwangen
die
Franzosen
am
26.–28.
November
noch
vor
dieser
Vereinigung
den
Übergang
über
die
Beresina;
aber
in
bejammernswertem
Zustand
erreichte
der
Rest
des
Heers
am
6.
Dezember
Wilna,
wo
es
sich
auch
nicht
behaupten
konnte.
Der
Abfall
Yorcks
von
den
Franzosen
(30.
Dezember)
nötigte
dieselben Anfang 1813 auch zur Räumung der Weichsellinie.
Auch
die
russischen
Truppen
waren
durch
die
Verluste
und
die
Strapazen
des
Winterfeldzugs
stark
dezimiert
und
erschöpft,
und
im
russischen
Hauptquartier
waren
viele
einflussreiche
Personen
für
einen
sofortigen,
möglichst
vorteilhaften
Frieden
mit
Frankreich.
Aber
zu
einem
solchen
zeigte
sich
Napoleon
keineswegs
geneigt
und
auch
Alexander drängte zur Fortsetzung des Kriegs im Bund mit Preußen in den Befreiungskriegen.
Der
erste
Feldzug,
welchen
russische
Feldherren,
Wittgenstein
und
Barclay,
befehligten,
endete
nach
den
Schlachten
bei
Großgörschen
und
bei
Bautzen
mit
dem
Rückzug
nach
Schlesien.
Im
zweiten
Teil
des
Kriegs
aber,
als
Österreich,
Großbritannien
und
Schweden
der
sechsten
Koalition
beigetreten
waren,
nahmen
die
russischen
Truppen
hervorragenden
Anteil
an
den
Siegen,
besonders
der
schlesischen
Armee
1813–1814,
durch
welche
Napoleon
aus
Deutschland
vertrieben
und
endlich
gestürzt
wurde.
Im
Rate
der
Verbündeten
spielte
Kaiser
Alexander
neben
Metternich
die
bedeutendste
Rolle.
Er
verhalf
den
zu
energischem
Handeln
drängenden
Ratschlägen
der
preußischen
Staatsmänner
und
Generale
oft
zum
Sieg.
Nach
Vereitelung
seines
Plans,
Bernadotte auf den französischen Thron zu erheben, bewirkte er die Restauration der Bourbonen und die Schonung Frankreichs im ersten Pariser Frieden.
Auf
dem
Wiener
Kongress
forderte
er,
dass
Preußens
Erwerbungen
der
Dritten
Teilung
Polens
an
Russland
fallen
und
Preußen
dafür
mit
Sachsen
entschädigt
werde.
Preußen
wäre
so
zu
einem
Satelliten
Russlands
geworden,
das
bis
weit
nach
Mitteleuropa
hineingereicht
hätte.
Damit
führte
er
einen
Konflikt
mit
Österreich
und
Großbritannien
herbei;
Metternich
und
der
britische
Außenminister
Castlereagh
suchten
eine
drohende
Vorherrschaft
Russlands
zu
verhindern.
Im
Februar
konnte
durch
einige
Zugeständnisse
Russlands
der
Konflikt
beigelegt
werden.
Russland
erhielt
das
eigentliche
Polen,
das
so
genannte
Kongresspolen,
als
besonderes
Königreich,
dem
auch
eine
eigene
liberale
Verfassung
verliehen
wurde.
Seine
Besitzungen
dehnten
sich
nun
im
Westen
bis
nahe
an
die
Oder
aus,
während
es
sich
im
äußersten
Osten
über
die
Beringstraße
hinaus
über
einen
Teil
Nordamerikas
ausbreitete.
Es
umfasste
über
20
Millionen
Quadratkilometer
mit etwa 50 Millionen Einwohnern.
1815
wurde
Kaiser
Alexander
I.
in
Europa
als
„Retter
Europas“
gefeiert
und
bestimmte
beim
Wiener
Kongress
maßgeblich
die
Neuordnung
Europas
mit.
Auch
auf
seine
Anregung
hin
wurde
unter
anderem
die
Heilige
Allianz
aus
Russland,
Österreich
und
Preußen
gegründet.
Russland
dominierte
nun
Kontinentaleuropa,
bis
der
Krimkrieg
in
den
1850er
Jahren
dieser
Vorherrschaft
ein Ende setzte. Alexander starb Ende 1825 in Taganrog am Asowschen Meer, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Nikolaus I. (1825 bis 1855)
Laut
Nachfolgeregelung
wäre
ihm
eigentlich
sein
Bruder
Konstantin
auf
dem
Thron
gefolgt;
dieser
hatte
jedoch
bereits
1822
auf
den
Thron
verzichtet.
Alexander
hatte
deshalb
im
Geheimen
seinen
Bruder
Nikolaus
Pawlowitsch
zu
seinem
Nachfolger
designiert.
Nach
dem
Tode
Alexanders
wurde
erst
Konstantin
zum
Herrscher
ausgerufen;
als
dieser
verzichtete,
kam
es
zeitweise
zu
einer
wirren
Situation.
Bei
der
Vereidigung
der
Petersburger
Garnison
auf
den
Kaiser
Nikolaus
I.
kam
es
aus
Enttäuschung
über
ausgebliebene
innenpolitische
Reformen
1825 zum erfolglosen Dekabristenaufstand.
Nikolaus
I.,
der
bis
1855
regierte,
war
ein
eher
vorsichtiger
Herrscher,
der
sich
vor
allem
als
Bewahrer
der
bestehenden
Ordnung
im
Innern
und
Äußeren
sah.
Er
unterstützte
die
Reaktion
in
Europa;
mehrmals
drohte
Nikolaus
mit
einer
Interventionsarmee,
wenn
es,
wie
beispielsweise
in
Belgien,
zu
nationalen
Unruhen
kam.
Im
Inneren
regierte
Nikolaus
streng
autokratisch.
Unter
seiner
Ägide
wurde
auch
die
Geheimpolizei, die spätere Ochrana, ins Leben gerufen.
Im
russisch-türkischen
Krieg
(1828/1829)
besiegte
Russland
das
Osmanische
Reich
und
gewann
Gebiete
im
südlichen
Kaukasus.
Moldau,
Walachei
und
Serbien
wurden
autonom
und
gerieten
unter
russischem
Einfluss.
1830/1831
kam
es
zum
polnischen
Aufstand,
der
auch
auf
Litauen
übergriff,
jedoch
erfolgreich
niedergeschlagen
wurde.
Als
Muhammad
Ali
Pascha
im
Kampf
gegen
den
türkischen
Sultan
1832
bis
nach
Anatolien
vorstieß,
schickte
Nikolaus
zur
Unterstützung
des
Sultans
Truppen.
Im
Revolutionsjahr
1848
halfen
russische
Truppen
dabei,
die
aufständischen
Ungarn
im
Habsburger
Reich
niederzuschlagen.
Einer
möglichen
deutschen
Einigung
stand
Nikolaus
kritisch
gegenüber
und
bei
der
Konferenz
von
Olmütz
übte
er
starken
Druck
auf
Preußen
aus,
um
eine
kleindeutsche
Einigung
unter
Führung
Preußens
zu
verhindern
und den Deutschen Bund in seiner alten Form wiederherzustellen.
Ab
1850
gewann
die
Kolonialpolitik
auch
in
Russland
zunehmend
an
Bedeutung.
Russland
dehnte
hierbei
im
beginnenden
Zeitalter
des
Imperialismus
1852–1888
sein
Einflussgebiet
auf
Turkestan
und
den
Kaukasus
aus
und
hegte
auch
wenig
realistische
Ambitionen
auf
China
und
Indien
(The
Great
Game).
1860
wurde
am
Pazifik
Wladiwostok
gegründet,
als
feste
Ausgangsbasis
für eine aktivere und aggressive Politik Russlands im Fernen Osten.
Von
1853
bis
1856
kam
es
zum
Krimkrieg,
bei
dem
Russland
einer
Allianz
aus
Großbritannien,
Frankreich,
Piemont
und
dem
Osmanischen
Reich
unterlag.
Der
Krieg
wurde
nicht
nur
auf
der
Krim
selbst,
sondern
auch
in
der
Ostsee,
im
Weißen
Meer
und
im
Schwarzen
Meer
ausgetragen.
Im
Krieg
machte
sich
die
Rückständigkeit
Russlands
unangenehm
bemerkbar;
die
Ausrüstung
des Landheeres war mangelhaft und die Flotte Russlands war vollkommen veraltet und einer Kraftprobe mit der britischen Royal Navy nicht gewachsen.
Kaiser Alexander II. „der Befreier“ (1855 bis 1881)
Kaiser
Alexander
II.
nahm
weitreichende
Reformen
in
Angriff,
nachdem
während
des
Krimkrieges
die
Rückständigkeit
Russlands
deutlich
zutage
getreten
war.
Seit
1861
wurde
die
Leibeigenschaft
aufgehoben;
das
Justizwesen
wurde
reformiert
und
ebenso
die
kaiserlich
russische
Armee.
Alexander setzte diese Reformen gegen große Widerstände durch. 1867 verkaufte er Alaska an die USA.
Nach
dem
Türkisch-Russischen
Krieg
1877–1878,
in
dessen
Verlauf
Russland
die
Unabhängigkeit
Bulgariens
vom
Osmanischen
Reich
erreichte,
verbreitete
sich
die
Idee
des
Panslawismus,
also
der
Vereinigung
der
slawischen
Völker
unter
russischer
Herrschaft.
Diese
Ideen
waren
nicht
neu;
sie
fanden
nun
durch
eine
national
gesinnte
Presse
und
Agitatoren
aber
zunehmend
Gehör
in
Russland.
Auf
dem
Berliner
Kongress
erlitt
Russland
aber
einen
Rückschlag,
denn
eine
Schaffung
eines
Groß-Bulgarien,
wie
sie
Russland
anstrebte,
traf
auf
heftige
Opposition
Großbritanniens
und
Österreich-Ungarns,
die
einen
Durchbruch
Russlands
an
die
Adria
unbedingt
unterbinden
wollten.
In
Russland
bildeten
sich
in
diesen
Jahrzehnten
mehrere
radikale
Gruppen,
die
einen
Umsturz
anstrebten.
Die
bekannteste
von
ihnen
war
die
anarchistische
Gruppierung
Narodnaja
Wolja
(Volkswille).
Auf
Alexander
wurden
mehrere
erfolglose
Attentate
verübt.
Am
11.
März
1881
wurde
der
Zar
von
zwei
Attentätern
dieser
Gruppierung
ermordet.
Alexander III. (1881 bis 1894) und Nikolaus II. (1894 bis 1917)
Ihm
folgte
sein
Sohn
als
Kaiser
Alexander
III.
nach,
der,
auch
durch
die
Ermordung
seines
Vaters
beeinflusst,
einen
reformfeindlichen
Kurs
einschlug
und
streng
autokratisch
regierte.
Dabei
stützte
er
sich
vor
allem
auf
die
Armee
und
auf
die
Geheimpolizei,
die
Ochrana.
Die
Armee
nahm
im
Inneren
Russlands
traditionell
auch
Polizeiaufgaben
wahr.
Alexanders
Sohn
Nikolaus II., der ihm 1894 auf den Thron folgte, setzte diese Politik fort.
In
diese
Epoche
fiel
auch
die
Erschließung
des
russischen
Ostens.
Von
1891
bis
1901
wurde
die
Transsibirische
Eisenbahn
zwischen
Wladiwostok
und
Tscheljabinsk
gebaut,
die
den
Westen
und
den
Osten
des
Reiches
miteinander
verbinden
sollte;
auch
die
Besiedlung
Sibiriens
wurde
hierdurch
begünstigt.
1896
erhielt
Russland
durch
den
Bau
einer
Abzweigung,
der
Transmandschurischen
Eisenbahn,
Einfluss
auf
die
Mandschurei,
was
aber
zu
kollidierenden
Interessen
mit
Japan
führte;
beide
suchten sich auf Kosten Chinas zu vergrößern.
So
kam
es
1904–1905
zum
Russisch-Japanischen
Krieg,
der
für
Russland
verloren
ging.
Russland
hatte
von
Anfang
an
Probleme,
denn
der
Kriegsschauplatz
lag
weit
vom
eigentlichen
Machtzentrum
entfernt.
Japan,
seit
1902
Bündnispartner
Großbritanniens,
attackierte
den
russischen
Stützpunkt
Port
Arthur
ohne
vorherige
Kriegserklärung
und
versenkte
einen
Teil
des
russischen
Fernostgeschwaders.
Am
13.
April
1904
kam
es
zu
einer
ersten
Seeschlacht,
die
mit
dem
Sieg
der
Japaner
endete.
Diese
besetzten
nun
die
Höhen
um
die
Festung
Port
Arthur
und
begannen
mit
der
Belagerung.
Von
den
Höhen
aus
nahmen
sie
auch
die
russischen
Schiffe
unter
Feuer;
im
August
versuchte
die
Restflotte
einen
erneuten
Durchbruch.
In
einer
weiteren
Seeschlacht
wurden
die
restlichen
russischen
Schiffe
versenkt.
Nikolaus
II.
war
jedoch
uneinsichtig
und
noch
nicht
zum
Frieden
bereit,
den
auch
weite
Kreise,
von
Großindustriellen
bis
zu
den
Militärs,
forderten.
Nachdem
die
Russische
Ostseeflotte
die
halbe
Welt
umrundet
hatte,
kam
es
am
14.
und
15./27.
und
28.
Mai
1905
bei
Tsushima
in
der
Meerenge
von
Korea
und
Japan
zur
Schlacht mit der japanischen Flotte unter Admiral Tōgō Heihachirō. Erneut unterlag die russische der japanischen Flotte.
Nachdem
die
Festung
Port
Arthur
von
den
Japanern
erobert
worden
war,
musste
Russland
dem
von
US-Präsident
Theodore
Roosevelt
vermittelten
Friedensvertrag
von
Portsmouth
zustimmen,
der am 23. August/5. September 1905 in Portsmouth, New Hampshire, unterzeichnet wurde.
Durch
ausgebliebene
innenpolitische
Reformen
und
den
Konflikt
zwischen
Anhängern
einer
Annäherung
an
den
Westen
(Westler)
und
Gegnern
einer
solchen
Annäherung
(Slawophile)
geriet
Russland
wirtschaftlich
immer
mehr
ins
Hintertreffen
gegenüber
den
anderen
Großmächten.
Die
Korruption
im
Land
war
weit
verbreitet
und
höher
als
in
den
westlichen
Ländern.
Zudem
war
die
starke
Zentralisierung
des
Staates
nicht
immer
von
Vorteil.
In
Moskau
und
Sankt
Petersburg,
aber
auch
in
anderen
russischen
Städten
entstanden
Kreise
von
Intellektuellen,
Kommunisten
und
Anarchisten.
Sie
wurden
von
Zar
Alexander
III.
brutal
verfolgt.
Sein
Nachfolger,
Nikolaus
II.
behielt
die
Politik
seines
Vaters
bei.
Hinzu
kamen
soziale
Probleme,
die
im
Zuge
der
Industrialisierung
des
Landes
entstanden,
sowie
eine
Hungersnot
im
Jahre
1890.
1898
wurde
die
Sozialdemokratische
Arbeiterpartei
Russlands
(Vorgängerin
der
Kommunistischen
Partei
Russlands)
gegründet,
in
welcher
ab
1903
die
Bolschewiki
unter
Lenin
die
Führung
übernahmen.
Die
Niederlage
Russlands
im
Russisch-Japanischen
Krieg
verstärkte
die
Unzufriedenheit
nur
noch
und
es
kam
zu
großen
Demonstrationen.
Nach
dem
Petersburger
Blutsonntag
1905
fand
von
1905
bis
1907
eine
erfolglose
Revolution
in
Russland
statt, die jedoch dem Kaiser die Unzufriedenheit im Land zeigte.
Kaiser
Nikolaus
II.
berief
unter
anhaltendem
Druck
ein
Parlament,
die
Duma,
ein,
die
er
jedoch
in
der
Folgezeit
wiederholt
auflösen
ließ.
Dazu
wurde
eine
Verfassung
ausgearbeitet,
die
Staatsgrundgesetze
des
Russischen
Kaiserreiches.
Die
Duma
wird
in
der
Geschichtswissenschaft teilweise als Scheinparlament bezeichnet.
Außenpolitisch
war
Russland
nach
der
1890
vom
deutschen
Kaiser
Wilhelm
II.
verweigerten
Verlängerung
des
Rückversicherungsvertrages
1892
ein
Bündnis
mit
Frankreich
eingegangen.
Nach
der
Niederlage
im
Fernen
Osten
richtete
Russland
wieder
seine
Aufmerksamkeit
auf
Europa
und
den
Balkan.
Es
war
nach
dem
verlorenen
Krieg
und
Unruhen
seit
1905
jedoch
sehr
geschwächt
und
musste
zusehen,
wie
Österreich-Ungarn
mit
Rückendeckung
des
Deutschen
Reiches
1908
Bosnien-Herzegowina
annektierte.
Die
Spannungen
auf
dem
Balkan
nahmen
immer
weiter
zu,
denn
das
Osmanische
Reich,
„der
kranke
Mann
am
Bosporus“,
war
zunehmend
im
Zerfallen
begriffen.
1907
schloss
Russland
ein
Übereinkommen
mit
Großbritannien,
in
dem
die
Streitigkeiten
in
Asien
ausgeräumt
und
die
gegenseitigen
Interessensphären
festgelegt
wurden.
Die
Triple
Entente
war
damit
gebildet.
In
Europa
beschleunigte
sich
der
Rüstungswettlauf.
Die
allgemeine
Lage
verdüsterte sich zunehmend und ein großer europäischer Krieg wurde immer wahrscheinlicher.
Die letzte koloniale Erwerbung des Russischen Kaiserreiches vor dem Beginn des Ersten Weltkriegs war das Gebiet Tuwa, das im April 1914 zum russischen Protektorat erklärt wurde.
Russisches Kaiserreich